Bambi

936full-bambi-posterSeit 1935 wollte Walt Disney „Bambi“, die Geschichte eines Hirschkitz, als Zeichentrickfilm umsetzen.
Da er einerseits von seinen Zeichner grösstmögliche Detailgetreue einforderte, und die technische Entwicklung stets vorantrieb, andererseits der Kriegseintritt der USA die Produktion lähmte, dauerte es allerdings bis 1942 bis der Film Premiere feiern konnte.
Es sollte für längere Zeit der letzte abendfüllende Disney-Film mit durchgehenden Story sein.

Uraufführung: 8.8.1942
Regie: David Hand
Sprecher: Donnie Dunagan, Cammie King, Sterling Holloway, Paula Winslowe, u.a…

Story:
Die Bewohner des Waldes sind in heller Aufruhr; ein neuer Prinz wurde soeben geboren: der Hirschjunge Bambi (Stimme: Donnie Dunagan).
Gemeinsam mit seiner Mutter (Paula Winslowe) dem Hasen Thumper (Peter Behn) und dem Stinktier Flower (Stan Alexander) entdeckt er nach und nach den Wald.

Wo sich Hirsch und Hase Gute Nacht sagen...

Wo sich Hirsch und Hase Gute Nacht sagen…

Mit der Zeit muss Bambi entdecken dass zahlreiche Gefahren in den Weiten des Waldes lauern; die grösste allerdings von ausserhalb kommt; der Mensch.

Der Waldgott

Der Waldgott

Trivia:
1935 entschloss sich Walt Disney das Buch „Bambi“ des österreichischen Autors Felix Salten als Zeichentrickfilm zu verfilmen.
Er erwarb die Filmrechte von MGM-Regisseur Sidney Franklin („The Good Earth“), der dieese bislang besass.

Felix Salten

Felix Salten

Ursprünglich sollte der Film auf „Snow White And The Seven Dwarfs“ folgen, da die Animationstechnik jedoch mehr Zeit in Anspruch nahm, dauerte die Produktion über 7 Jahre.
Der Animator David Hand („Snow White and the Seven Dwarfs“) führte Regie.
Unterstützt wurde er dabei von den sogenannten „Nine old Men“, darunter Eric Larson („101 Dalmatians“), Marc Davis („Sleeping Beauty“) und James Algar („Fantasia“).
Erstmals an einem Disney-Film beteiligt war zudem der Animator Mel Shaw („The Rescuers“).

Walt Disney wollte möglichst realistische Figuren kreieren, und liess die Animatoren daher lebende Tiere studieren und engagierte den Tierzeichner Rico LeBrun als Coach.
Die impressionistischen Bildhintergründe stammten vom chinesischen Maler Tyrus Wong.

Die Kinderstars Donnie Dunagan („Son Of Frankenstein“), Peter Behn, Stan Alexander und Cammie King („Gone With The Wind“), sprachen Bambi, Thumper, Flower und Faline, während Hardie Albright („Young Sinners“), Sam Edwards („The Postman Always Rings Twice“), Sterling Holloway („Dumbo“) und Ann Gillis („2001: A Space Odyssey“) den erwachsenen Pendants ihre Stimme liehen.

Paula Winslowe („Saratoga“) sprach Bambi’s Mutter, Will Wright („Niagara“) Friend Owl und Otis Harlan („Snow White and the Seven Dwarfs“) lieh dem Maulwurf, Mr. Mole, seine Stimme.

Edward H. Plumb („Three Caballeros“) komponierte den Score, während Frank Churchill („Dumbo“), der ursprünglich die Filmmusik schreiben sollte, sich den Liedern widmete.
Für Churchill war es die letzte Arbeit für Disney.
Als Besonderheit erklangen die Lieder auschliesslich aus dem Off, und wurden nicht von den Figuren selbst gesungen.
Aus Zeitgründen halfen zum Schluss der Produktion die Komponisten Paul Smith („Pinocchio“) und Larry Morey (“Snow White And The Seven Dwarfs”) aus.

Der Film wurde 1943 für je einen Oscar in der Kategorie bester Ton, bester Soundtrack und mit „Love Is a Song (That Never Ends)“ für den besten Song, nominiert.

An der Schweizer Premiere im Zürcher Kino „Rex“, nahm sogar der Autor der Buchvorlage, der 1938 in die Schweiz emigrierte Felix Salten, persönlich teil.

Fazit:
Kein anderer Disney-Film nahm bis zu diesem Zeitpunkt (1942) eine so lange Produktionszeit in Anspruch wie „Bambi“.
Dass es sich gelohnt hat ist völlig unbestritten; der Film stellt seine vier Vorgänger in Punkto Machart klar in den Schatten.

Da sind die wunderbar schlichten, impressionistisch wirkenden Hintergründe, die dem Film einen romantischen Look geben, da sind die grossartig animierten Tiere, die trotz realgetreuem Aussehen nie ihren Zeichentrickcharme verlieren, da ist die (mittels Multiplane-Verfahren) erzeugte Raumtiefe, und nicht zuletzt das gelungene Spiel von Licht und Schatten und die starken Farben.

Ein weiterer Punkt der erwähnt werden sollte ist auf alle Fälle der extrem dichte Soundtrack, der sich erstklassig den Bildern anfügt, und die Handlung nicht nur unterstreicht sondern oftmals auch voranbringt.

Doch so gut die Machart des Filmes ist, so gewöhnungsbedürftig ist die Erzählweise.
Zwar nimmt sich Disney die nötige Zeit die Handlung zu erzählen und es gibt einige dramaturgische Höhepunkte – man denke nur an den Tod von Bambi’s Mutter- insgesammt wirkt „Bambi“ mehr wie eine Tierstudie.
Hierzu trägt nicht zuletzt das Fehlen eines greifbaren Bösewichts bei.

Man merkt „Bambi“ die 7 Jahre seiner Entwicklung und Herstellung an; er ist tatsächlich technisch sehr ausgereift.
Inhaltlich ist der Film etwas gewöhnungsbedürftig, fehlt ihm doch eine klassische Story und tendiert er stellenweise etwas stark zum Kitsch.
Seinen Platz in der (Trick-)Filmgeschichte hat das Werk jedoch unbestrittenermassen.

4 von 5 Waldspaziergängen

m4

Dieser Beitrag wurde unter Daily Disney, Reviews, Specials abgelegt und mit , , , , , , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Antworten zu Bambi

  1. Jan schreibt:

    Ich erinnere mich kaum noch an den Film. Aber es spricht wohl dafür, dass ich noch immer Klopfer und so einen Erinnerungsfetzen an den Tod von Bambis Mutter im Gedächtnis habe. Jedenfalls dürfte die letzte Sichtung fast so alt sein, wie ich es bin 😀

    • Mr. Nick schreibt:

      Der Tod von Bambis Mutter gehört wohl zu den bekanntesten Zeichentrickfilm-Kindheitserinnerungen überhaupt.
      Intressanterweise sieht man davon so gut wie nichts im Film… 😉

Hinterlasse eine Antwort zu Mr. Nick Antwort abbrechen